Stress als Belastung von Pflanzen (in Gärten)
Pflanzen benötigen Nährstoffe. Jede Beeinträchtigung ihrer Zufuhr nennen   wir Stress. Dieser tritt ein, wenn sich Umweltbedienungen ändern, was   eine Hemmung des optimalem Pflanzenwachstum zur Folge hat. 
Typische Beispiele von Stress sind Nährstoffmangel,   Nährstoffüberversorgung, Schädlinge, Frost, Trockenheit, Hitze oder   Kälte, zumeist also Faktoren, die zum Klima, beziehungsweise dem Wetter   in Bezug stehen.
 
Silber-Salbei (Salvia argentea) bevozugt trockene bis feuchte Steingärten und ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch ein Zuviel an Wasser Stress bedeutet. Steht er im Winter zu feucht, geht er garantiert ein.
 
Kerzenknöterich ist ein nachhaltiger Performer und kann bei Trockenheit sein Wachstum einstellen. Einige Sorten können sogar einziehen, um bei Regen wieder auszutreiben, andere leiden und entwickeln sich langsam zurück.
Trockenstress im Garten
In unseren Gärten treffen wir in der Regel sehr behütete Pflanzen an, die gut mit Nährstoffen versorgt sind. Aber auch diese leiden unter Sommerstress, also längeren Hitze- und Trockenheitsperioden, die erst zu einer Verringerung der Bodenfeuchtigkeit führen und danach die Wasserspeicher von der Oberfläche bis in immer tiefere Schichten des Oberflächen- bis Grundwassers aufbrauchen. Die extremen Sommer der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass viele Stauden oder Gehölze Probleme auf den für sie typischen Standorten bekommen. Bei einer standortgerechten Staudenverwendung ist es längst üblich, Stauden gemäß ihrer Ansprüche nur auf geeigneten Flächen zu verwenden. Die normalen Niederschläge sollten in Verbindung mit den lokalen Bodenverhältnissen ausreichen, um solche Pflanzungen ausreichend zu versorgen, ohne dass eine weitere Bewässerung erforderlich wäre. Aber war ist heute schon noch normal?
Bewässerung gegen Trockenstress
In den letzten Jahren sind   Bewässerungsanlagen in Mode gekommen. Leider dienen diese in der Regel   nicht dazu, bei enormem Stress den Wassermangel zu mildern, um nur in   Notfällen eine ansonsten optimal auf den Standort abgestimmte Pflanzung   zu erhalten. Eher dienen sie dank automatisierter Regelungstechnik mit   Wetter- und Feuchtigkeitsfühlern dazu, eine Pflanzung ständig und   optimiert mit Wasser zu versorgen. Leider ist optimiert nicht optimal.   Überversorgung und der Verzicht auf gelegentlichen Mangel führen zu   schwächlichen, nicht abgehärteten Pflanzen. Außerdem verleiten solche   Bedingungen zu einer Verwendung von Stauden, die deutlich durstiger   sind, als es der Standort je zulassen würde. Die Abhängigkeit von   künstlicher Bewässerung wird zementiert. 
 
Das Scheinschaumkraut (Pachyphragma macrophyllum) bildet an zusagenden Standorten große Bestände, die einmal eingewachsen auch extreme Sommer überstehen.
 
Das Brandkraut (Phlomis Russeliana) zählt oft zu den gärnterischen Allzweckwaffen und letzten Stauden, die auf ungepflegten Verkehrsinseln noch überleben.
Pflanzenstress durch Licht
Einige Stresssituationen sind gar nicht so leicht als solche zu   erkennen. Nehmen wir einen eingewachsenen Gartenteil unter einem alten   Baum, der ein Beet im Sommer gut beschattet. Geht dieser Baum plötzlich   ab, fällt direktes Licht auf eine Fläche, deren pflanzliche   Zusammensetzung dafür gar nicht geeignet ist. Sämtliche Pflanzen stehen   nun unter Stress und leiden. Auf einige Pflanzen  wirkt der Stress so   nachhaltig, dass er zur Störung wird. Dann werden die ersten Stauden   einziehen, also ihre oberirdischen Pflanzenbestandteile durch Welke   infolge Verbrennung oder Wassermangel durch extreme Verdunstung   aufgeben. Viele Stauden treiben wieder aus, wenn kühleres, nasses Wetter   einsetzt. Andere werden diese Behandlung nicht überleben. 
In einer solchen Situation sollte gehandelt werden. Eine zusätzliche   Bewässerung hilft dabei, die Pflanzen zu erhalten. Viele Stauden aus dem   Wald oder Waldrand kommen mit sonnigen Standorten zurecht, wenn diese   deutlich frischer sind als der eigentliche Standort im Wald. Stauden   können dann den helleren und wärmeren Standort mit Verdunstung   kompensieren. Bis neue Gehölze für Beschattung sorgen, kann es   allerdings dauern. Es sei denn, Sie kaufen sich Zeit in einer Baumschule   und wählen dort ein großes Exemplar aus. Wer kein Gehölz nachpflanzen   möchte, wird nicht darum herumkommen, die Pflanzen durch geeignetere zu   ersetzten.
Pflanzenstress durch (Verkehrs-)Lärm
Eine  Forschungsarbeit aus dem Iran vom Februar 2023 an Niedriger Studentenblume (Tagetes patula)   und Feuersalbei (Salvia splendens) hat gezeigt, dass sich auch   Verkehrslärm als Stress auf Pflanzen auswirkt. Hierzu wurden beide   Pflanzenarten 15 Tage lang täglich für 16 Stunden dem ihn Teheran   üblichen Verkehrslärm ausgesetzt, während in der Vergleichsgruppe Stille   herrschte. Ansonsten waren die Bedingungen gleich. Die chemische   Untersuchung der Wachstumsindizes ergab einen deutlich messbaren   Rückgang bei den Pflanzen unter Schallbelastung. Es traten auch   oxidative Schäden und eine Störung des Hormonhaushalts auf. Täglicher   Straßenlärm wirkt sich also messbar negativ auf Wachstum und Physiologie   von Pflanzen aus. 
  
 
In den letzten Jahren gab es kaum Verluste durch Trockenheit beim Riesen-Federgras (Stipa gigantea), einem wüchsigen Spezialisten für trockene bis frische Standorte.
 
Der Hanfblättrige Eibisch (Althaea cannabina), ein starkwuechsiger Spezialist mit riesigem Wuzelstock wird bei Trockenstress selten schwächelnd angetroffen.
Stresstoleranz von Pflanzen
Es gibt zahlreiche Stauden, die mit Stress sehr gut zurecht kommen. Viele dieser Spezialisten stammen aus trockenen Regionen und sind an lange Phasen ohne Niederschläge gewöhnt. Es sind auch genau die Pflanzen, die nach langen Hitzeperioden im Beet immer noch gut aussehen, wenn viele andere verbrannt oder eingezogen sind. Hierzu zählen viele Tiefwurzler, die Nährstoffe und Wasser noch in sehr tiefen Schichten erreichen. Einige Dickblattgewächse besitzen Wasserspeicher, andere eine ledrige Haut oder feine Härchen wie die Küchenschelle, um die Verdunstung herabzusetzen. Viele Zwiebelpflanzen ziehen im Sommer gänzlich ein.
 
Stacheliger Bärenklau (Acanthus spinosus) kommt auf vielen Standorten und mit erstaunlich viel Trockenstress zurecht.
 
Schwachgekrümmtes Liebesgras (Eragrostis curvula) duftet und bringt noch Farbe ins Beet, wenn alles bereits vertrocknet ist.
 Ob Pflanzplanung, naturalistische Gestaltung oder persönliche Beratung – das Studio Torsten Matschiess entwickelt Gärten mit Charakter, Struktur und Zukunft.
Kontaktieren Sie mich gerne per E-Mail oder telefonisch  unter: +49 173 3684081.
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"Klimapflanzen" und  Standort
  Eine typische Reaktion auf zunehmenden Sommerstress ist eine Verwendung von sogenannten "Klimabäumen" und die Umgestaltung von Pflanzungen. Die Auswahl verlagert sich nun zu den stresstoleranteren Stauden und Gräsern, die mit ungewöhnlich langer Trockenheit besser umgehen können. Das kann funktionieren, wenn der Standort abgemagert und gut durchlässig ist. Wenn es sich aber um normalen, produktiven Gartenboden handelt, wird die Samendatenbank bei jedem Regen neue, schnellwüchsige Wildkräuter hervorbringen, die ohne pflegerische Intervention den Spezialisten arge Konkurrenz und damit ordentlichen Stress bereiten. Die notwendige Pflege ist dann um ein Vielfaches höher, als bei einer standortgerechten Pflanzenverwendung. 
  Die auf dieser Seite vorgestellten Stauden sind alle konkurrenzstark genug und kennen dieses Problem nicht. Echte Spezialisten, wie Fetthennengewächse, Dachwurz, Thymian oder Küchenschelle sollten nicht auf normalem Gartenboden verwendet werden, sondern auf abgemagerten, gut durchlässigen Standorten, wo Regenwasser gut abfließen kann. 
▲ Theorie und gärtnerische Praxis ► Gartengestaltung
Diese Seite ist Teil einiger Informationsseiten mit gärtnerischem Fachwissen und Meinungsbeiträgen (Blog). Sie dienen dem Interesse an der Arbeitsweise des Gartenplaners Torsten Matschiess und seinem Studio für Pflanzplanung und Gartengestaltung. Die Seiten werden laufend erweitert. Weitergehende Informationen finden Sie im Gartenratgeber und SPIEGEL-Bestseller "Und es wächst doch!", sowie im ebenfalls preisgekrönten "Avantgardening: Plädoyer für gegenwärtiges Gärtnern" über naturalistische Gartengestaltung und die erfolgreiche Erschließung großer Gärten.
