Ein Staudenbeet, dass im 6. Jahr ohne Pflege auskommt
FOTO: © Torsten Matschiess

Gärtnern in Zeiten des Klimawandels

Das Klima ändert sich rapide, was sich an den zunehmenden Starkregenereignissen und längeren Trockenperioden (Sommerstress) zeigt. Dies hat Auswirkungen auf die Pflanzenwelt: Bäume, die bis in den Herbst belaubt sind, und ein ganzjährig grüner Rasen sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Veränderungen erfordern eine Anpassung in der Pflanzenauswahl und -verwendung im Garten, um den Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden.

Pflanzliche Superhelden

Pflanzen müssen heute wahre Superhelden sein. Neudeutsch zählen auch sie zu den Ökosystemdienstleistern. Neben ihrer Schönheit, Duft, Blühfreude und geringem Pflegeaufwand, tragen sie auch zur Biodiversität bei, indem sie als Pollen- und Nektarlieferanten für Insekten dienen. Heimische Stauden sind hierbei besonders gefragt, da sie besser an das lokale Klima und die Bedürfnisse heimischer Insekten angepasst sind. Oder bisher waren.

Trockenheitsverträgliche Pflanzen

Seit einigen Jahren ziert auch das Label der Trockenheitsverträglichkeit die Pflanzetiketten der Gärtnereien. Diese Stauden rücken immer stärker in den Fokus der naturalistischen Gartengestaltung. Botaniker nennen die konsequentesten Vertreter Stresstoleranzstrategen, weil diese unter extremen Umweltbedingungen gedeihen und überleben. Sie bevorzugen lange Phasen der Trockenheit, Überwässerung, extreme Temperaturen, Schädlingsbefall, Nährstoffmangel oder Überdüngung. Mittlerweile setzt sich auch der Begriff der Spezialisten für diese Gruppe durch, denn sie haben sich auf ein Überleben an extremen Standorten spezialisiert.
Beispiele sind die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), Dickblattgewächse (Jovibarba ssp., Sedum spp. und Sempervivum spp.), Schleierkraut (Gypsophila repens) und diverse Thymian-Arten (Thymus spp.). Normale Gartenböden sind ihnen oft zu nährstoffreich und frisch, weshalb ihnen sonnige Hanglagen, trockene Bereiche unter einem Dachüberstand oder besonders aufbereitete Standorte in Steingärten vorbehalten sind.

Für normale Gartenböden eignet sich eher die Gruppe der Ausgeglichenen, die kurzzeitigen Stress gut vertragen, ebenso wie starkwüchsige Spezialisten. Balkan-Bärenklau (Acanthus hungaricus), Hanfblättriger Eibisch (Althaea cannabina), Röhrenstern (Amsonia spp.), Astern (Symphyotrichum lateriflorum var. horizontale, S. ×amethystinus 'Kylie'), Platanenblättrige Ramie (Boehmeria platanifolia), Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) und Gestieltblättriges Schaublatt (Rodgersia podophylla).

Wässern oder nicht?

Grundsätzlich sollten alle Pflanzen beim Setzen gewässert werden. In Containern vorgezogene Stauden, Gräser oder Gehölze lassen sich leicht mit dem Container in einem Eimer tränken. Sie bleiben dabei solange eingetaucht, bis keine Luftblasen mehr auftauchen. Danach werden sie gepflanzt. Wurzelnackte Rosen oder Gehölze, auch Ballenware sollte nach dem Pflanzen gewässert oder eingeschlämmt werden.
Danach wird nur noch bei extremer Trockenheit gewässert. Ziel ist es dabei, den Pflanzen beim Überleben zu helfen, nicht sie möglichst optimal zu versorgen.

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Diese Seite ist Teil einiger Informationsseiten mit gärtnerischem Fachwissen und Meinungsbeiträgen (Blog). Sie dienen dem Interesse an der Arbeitsweise des Gartenplaners Torsten Matschiess und seinem Studio für Pflanzplanung und Gartengestaltung. Die Seiten werden laufend erweitert. Weitergehende Informationen finden Sie im Gartenratgeber und SPIEGEL-Bestseller "Und es wächst doch!", sowie im ebenfalls preisgekrönten "Avantgardening: Plädoyer für gegenwärtiges Gärtnern" über naturalistische Gartengestaltung und die erfolgreiche Erschließung großer Gärten.


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