Biene beißt Hund - Kolumne
16. Oktober 2025 - Am Gartenzaun spielen sich die schönsten Tragikomödien ab. Neulich berichtete eine Kundin, ihre Nachbarin habe sie mit den Worten angegangen: „Ihre Biene hat meinen Hund gebissen!“ Vielleicht sagte sie auch „gestochen“ – aber was spielt das noch für eine Rolle, wenn das Verhältnis in den Angelegenheiten zwischen Blumen, Bienen und Hunden einmal gestört ist?
Da macht man alles für die lieben Tiere, gestaltet einen Garten und pflanzt sogar heimisches Kraut hinein – und dann passiert so etwas. Was soll man da erwidern? Der juristische Ansatz („Beweisen Sie mir doch erst einmal, dass es tatsächlich unsere Biene war, die Ihren Hund gebissen hat“) ist ebenso wenig hilfreich wie die Nachfrage, ob der Hund bereits Anzeige gegen Unbekannt gestellt habe.
Auch die innere Bienenkundlerin herauszukehren, dürfte kaum für Entspannung sorgen. Sie hätte fragen können, um welche Art von Biene es sich denn genau gehandelt habe. Am Ende war es womöglich gar keine. Wer gerade seinen bellenden Canis lupus familiaris von der Tierärztin abholt, bringt gewiss keine Muße auf, über die zoologische Differenzierung zwischen Westlicher Honigbiene, Sandbiene oder Gemeiner Wespe zu sinnieren.
Im Kern dreht es hier um eine der edlen Absichten eines Gartens: Lebensraum zu schaffen – für Vögel, für Igel, und selbstverständlich auch für Insekten. Und wie bei den Menschen gilt: Wer andere Lebewesen einlädt, muss auch mit gelegentlichen Konflikten rechnen.
Wer wissen möchte, wie man Insekten wirklich glücklich macht, findet eine charmante Orientierung in Dr. Michael Schwerdtfegers Gartenbuch „Nonplusultra-Pflanzen – Meine 60 wertvollsten Pflanzen für den Insektengarten“. Nach Lebensbereichen im Garten gegliedert, stellt „Schwerti“ darin auf gewohnt unterhaltsame und instruktive Art Pflanzen und ihre geflügelten Gäste vor. Dabei wird nur das Notwendigste botanisiert, wenn es zum Beispiel darum geht, dass der Heil-Ziest in einigen Gärtnereien als Stachys officinalis und in anderen als Betonica officinalis gehandelt wird. Dieser unterscheidet sich dabei leicht von Betonica desiflora, die zumeist als Stachys monnieri oder monieri gehandelt wird. Aber keine Sorge, das ist nur ein schlechtes Beispiel, zumal es hier nicht trocken-akademisch zugeht, sondern eher ansteckend begeisternd. Ebenso lohnend sind übrigens seine zahlreichen DOC SHORTS im YouTube-Kanal der Universität Göttingen – kurz, pointiert und leicht verständlich.
PS: Genaugenommen beißen Honigbienen auch, allerdings nur Schädlinge, die deutlich zu klein sind, um sie zu stechen. Hunde gehören eher nicht dazu.
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▲ Übersicht der Gartenkolumne "In meinem Garten"
Die Kolumne „In meinem Garten“ erscheint seit August 2018 sechsmal im Jahr im Magazin "Im Garten". In der Kolumne schildert Gartenplaner Torsten Matschiess Erlebnisse aus dem Alltag der Gartengestaltung. Alles dreht sich um Pflanzen, ihre Verwendung und empfehlenswerte Bücher über das Gärtnern. Sie erhalten das Magazin kostenlos in vielen Raiffeisenmärkten, Volks- und Raiffeisenbanken sowie Gartenfachmärkten.
