Der Vorgarten Bocholter Weg
Ein ehemaliger Schottergarten
Im Jahr 2023 gehörte dieser Vorgarten zu den dienstältesten Schottergärten der kleinen Stadt Nettetal-Lobberich am linken Niederrhein. Fast zwei Jahrzehnte zuvor hatten ihn seine Besitzer angelegt – in der festen Überzeugung, dass eine mit Kalkstein verfüllte Fläche auf Unkrautvlies weniger Pflege erfordere als eine traditionell bepflanzte.
Problem: Mit den Jahren haben sich zahlreiche Wildkräuter eingefunden, die zur Attraktivität des Gartens wenig beitrugen.
Kundenwunsch: Ein pflegeleichter Staudengarten in vollsonniger Lage, direkt am belebten Bürgersteig Bocholter Weg.
Die Mischung macht’s: Neben einigen dominanten und standorttreuen Platzhirschen wie Hohem Wasserdost und Chinesischem Süßholz (Glycyrrhiza yunnanensis) sowie ausgeglichenen Arten wie Storchschnabel ‘Jolly Bee’ und Purpur-Klee sorgt eine Kombination aus Performern (Kerzenknöterich, Lanzen-Eisenkraut, Riesen-Schuppenkopf) und wüchsigen Spezialisten (Steppen-Wolfsmilch, Cistrose, Fackellilie) für eine hohe Anpassungsfähigkeit – auch unter zunehmend extremen Witterungsbedingungen.
Die Lorbeerblättrige Cistrose (Cistus laurifolius) wurde bewusst als Ersatz für einen der Buchsbäume gewählt – sie gilt am Niederrhein als ausreichend winterhart.
Die Große Mittelmeer-Wolfsmilch (Euphorbia characias ssp. wulfenii) und das Berg-Reitgras (Calamagrostis varia) haben sich sehr schnell etabliert.
Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis 'Atropurpurea') und Storchschnabel (Geranium wallichianum 'Jolly Bee') vor der Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana).
Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis 'Atropurpurea'), Röhriger Wasserdost (Eutrochium fistulosum) und der weiße Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis 'Fat White')
Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana), Österreich-Königskerze (Verbascum chaixii f. album) hinter den verblüten Samenständen vom Purpurklee (Trifolium rubens ‚Peach Pink'), Storchschnabel (Geranium wallichianum 'Jolly Bee') und im Hintergrund das Berg-Reitgras (Calamagrostis varia)
Der Weiße Mauerpfeffer (Sedum album) hatte sich bereits auf der Steinschicht eingefunden und darf solange als Bodendecker bleiben, bis 'Jolly Bee' im durchlässigen Boden eingewurzelt ist, um dann richtig loszulegen.
Das Umfeld: Gärten in der Nachbarschaft
In der Nachbarschaft dieser ausgewiesenen Wohngegend prägen in die Jahre gekommene Strauchgruppen, unterschiedlich hohe Hecken, alter Baumbestand und zahlreiche Rasenflächen das Bild – dazwischen Lavendel, Hortensien, Efeu, mal gehackte Rosenbeete, mal Azaleen, Palmen oder Japanisches Blutgras in grober Kalksteinschüttung. Wo eine Einbindung ins Umfeld schwerfällt, kann auch der bewusste Kontrast reizvoll wirken.
Naturalistische Staudenpflanzung
Die Idee für die Umgestaltung: eine lebhafte, pflegeleichte Staudenpflanzung, die nur einmal jährlich mit dem Rasenmäher zurückgeschnitten wird. Der vorhandene Buchs gliederte die Fläche und zeigte sich die meiste Zeit im Jahr gesund – also durfte er bleiben.
Vorerst.
Ob Pflanzplanung, naturalistische Gestaltung oder persönliche Beratung – das Studio Torsten Matschiess entwickelt Gärten mit Charakter, Struktur und Zukunft.
Kontaktieren Sie mich gerne per E-Mail oder telefonisch unter: +49 173 3684081.
Rückbau Schottergarten
Zunächst wurde die Folie entfernt, der Kalkstein zwei Spaten tief in den Oberboden eingearbeitet und Bodenaktivator ausgebracht. Auf die ursprünglich geplante Gründüngung wurde verzichtet, da sich der Boden als unerwartet vital erwies. Eine Bodenprobe bestätigte den ersten Eindruck.
Der Buchs erwies sich zum Zeitpunkt der Planung als unbefallen von typischen Schädlingen, wie dem Buchsbaumzünsler. Das sollte sich in den folgenden Jahren ändern.
Keine Wässerung nach der Pflanzung
Im August 2023 erfolgte dann die Pflanzung. Stauden und Rosen wurden vorab gründlich gewässert. Seither kam keine zusätzliche Bewässerung zum Einsatz – mit Ausnahme eines Indigostrauchs, der einmal nach der Gießkanne verlangte. (Stand: November 2025)
Im Winter 23/24 wurden die Zwiebeln gepflanzt.
Der Pflanzplan summiert alle Blühphasen und spiegelt den Garten in seiner ersten Reifephase wider – etwa im zweiten bis dritten Jahr nach der Pflanzung – je nach Wüchsigkeit und Temperament der verwendeten Arten. Er bleibt stets ein Kompromiss zwischen dem Tag der Planung und dem lebendigen Wandel, der danach beginnt.
Noch anschaulicher lässt sich der Verlauf der Blütezeiten über einen Blühkalender als Plan für jeden Monat darstellen. Bei dieser Art der Darstellung eines Blühkalenders in Form eines Pflanzplans fehlen bislang die Blumenzwiebeln für das Frühjahr (Februar bis April) sowie die herbstlichen Aspekte der Stauden.
1. Jahr: Im ersten Frühjahr nach der Pflanzung zeigen sich die ersten Frühblüher: Balkan-Windröschen (Anemona blanda)
1. Jahr: Sibirischer Blaustern (Scilla Siberica), Gefüllte Narzisse (Narcissus minor var. pumilus 'Rip van Winkle') und erste Tulpen
1. Jahr: Während der Kandelaber-Ehrenpreis noch etwas verhalten einzelne Triebe zeigt, legt der Kerzenknöterich bereits kräftig los.
1. Jahr: Das Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata) ist ein oft kurzlebiger Performer, der sich am Standort zuverlässig durch Selbstaussaat erhält.
1. Jahr: Auch der kurzlebige Muskatellersalbei entwickelt sich zügig, während andere Stauden noch in ihrer Einwachsphase verweilen.
1. Jahr: Im ersten Jahr legt der hohe weiße Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis 'Fat White') bereits ordertlich los, während Riesen-Schuppenkopf (Cephalaria gigantea) und Röhriger Wasserdost (Eutrochium fistulosum) noch etwas schüchtern sind.
1. Jahr: Die Stauden haben sich auf dem mit Bodenaktivator verbesserten Boden sehr gut etabliert und entwickeln sich auch ohne zusätzliche Bewässerung hervorragend. Nach Starkregen sammelt sich zwar kurzzeitig Wasser an der Mauer, versickert jedoch rasch im Boden.
Pflege des Vorgartens
Die Pflanzfläche umfasst 76 Quadratmeter. Vor dem Austrieb der Krokusse werden die Stauden mit einem hochgestellten Rasenmäher zurückgeschnitten – sehr zur Freude des Hausherrn. Das Schnittgut verbleibt zerkleinert als Mulch auf dem Beet. In regelmäßigen Abständen wird gejätet, das Jätegut mit der Wurzel nach oben zwischen die Stauden gelegt – als natürliche Bodenabdeckung.
Der Pflegeaufwand liegt derzeit bei etwa sieben Stunden im Jahr, das entspricht gut fünfeinhalb Minuten pro Quadratmeter. Selbst eine Rasenfläche wäre deutlich pflegeintensiver.
Nach dem Rückschnitt im Spätwinter wird die junge Pflanzung regelmäßig auf Wildkräuter und unerwünschte Sämlinge kontrolliert. Gejätet werden hier vor allem Schmetterlingsflieder, Brennnessel, Franzosenkraut, Kanadisches Berufkraut und Zaunwinde.
Aber auch viele attraktive Stauden besitzen das Potenzial, durch kräftige Selbstaussaat zurückhaltendere Arten mit der Zeit zu verdrängen. Umso wichtiger ist eine aufmerksame Kontrolle der Pflanzung in den ersten Jahren – bis alle Stauden gut etabliert sind.
Mythos Schottergarten
Hartnäckig hält sich das Gerücht, eine mit Kies, Kalkstein oder Schotter verfüllte Fläche auf Unkrautvlies bereite weniger Arbeit als ein lebendig gestalteter Garten – also einer, in dem Pflanzen das Bild bestimmen. Tatsächlich geht das eine Zeitlang gut, bis Laub, Staub und feinster Sand im Regen die sogenannten Nullanteile zwischen dem mineralischen Mulch erhöhen. In diesem Milieu können dann spezialisierte Pflanzen keimen und anwachsen. Man glaubt kaum, wie viele Samen über Ameisen, Vögel oder den Wind übertragen werden. Es gibt in der Natur nur wenige Flächen, die über einen längeren Zeitraum nackt und ohne Bewuchs bleiben.
▲ Gartengestaltung vom Studio Torsten Matschiess
Auf diesen Seiten finden sie zukünftig weitere Beispiele für Pflanzplanungen und Gartengestaltung vom Studio Torsten Matschiess.






















